Bye bye, Shanghai!

Mal ganz vornehm spanisch Essen gehen.. fast schon dekadent. Ich leb hier diesmal gar nicht schlecht, aber das ist mir dann auch too much.. Amerikaner führen ihre chinesischen Freundinnen aus und machen Fotos mit ihrer Lomo.. das Hipsterviertel Shanghais.. Lange Fußwege, viele Bilder.. Neue Endstationen, neue Ubahnlinien.. am meisten beweg ich mich in Baoshan, dort liegt der größte Containerhafen der Welt.. ein fotografisches El Dorado. Ich finde einen Zugang, werde eingeladen und herum geführt.. eher eine Seltenheit. China ist das Land der großen Mauern.. an die interessantesten Stellen kommt man schlecht ran.. nicht immer bin ich willkommen.. Verstecken spielen in Containerparks.. meistens komm ich ungesehen durch.. Beim Mauerklettern verschätzt, aber mit einem blauen Auge davon gekommen. Die Mauer fiel quasi um beim Versuch sie zu erklimmen. So gehts natürlich auch. "Rando" ist meine neue Lieblingapp. Sie schickt runde Bilder um die Welt. Einen Rando-Tag pack ich hier mal mit rein. Sind auch ein paar ganz nette Sachen dabei... Ohne Lihuas Hilfe wäre der Ticketkauf schwer geworden.. morgen früh gehts weiter nach Shenyang. Der Zug wird zwischen 30 und 36 Stunden brauchen. Ich habe einen Sitzplatz gebucht, es gäbe auch Stehplätze. Lihua warnt mich vor schlafenden Chinesen auf der Gepäckablage.. das kann ja heiter werden. Danach werde ich allemal um eine Erfahrung reicher sein.

Chasing Magnolias

Leichte Magenverstimmung.. war wohl doch etwas zu enthusiastisch was das chinesische Essen angeht.. Frisches Gemüse, importierte Milch.. das hilft schon mal eine Menge.. 24/7 Lärm im Treppenhaus.. wie können Menschen, die so langsam sind dabei nur so unglaublich viel Krach machen?.. Ich brauche Magnolien für eine Bildidee.. Chengdu Botanischer Garten in Songjiang.. Riesen Areal, in der Mitte ein falscher Berg.. Wasserfälle mit gigantischen Pumpen betrieben.. Niedliche Höhlenmalereien.. Botanisches Disneyland.. Notausgänge mit Fahrradschlössern gesichert.. Orchideenzeit. Abends Besuch bei Maleonn.. wieder nach Songjiang.. es stehen keine motorisierten Dreiräder mehr an der Ubahn.. die Regierung hat sie verboten. Schade.. Bekannte Wege, neue Hochhäuser.. mein Zimmer ist jetzt ein Werkzeugschuppen, meine Wandmalerei ist noch da.. vieles ist neu bei Maleonn, vieles aber auch so geblieben.. er ist gerade von einer Projektreise durch China zurück.. tausende von Bildern müssen bewertet und sortiert werden.. ein Jahr war er unterwegs. Zu jedem Bild gibt es spannende Geschichten über die Portraitierten.. Mimi sieht nicht gut aus, sie ist wieder schwanger.. es bricht mir das Herz, aber ich kann ihr nicht helfen..  Einladung zum Abendessen.. Es gibt Pizza für mich.. ich bin etwas gerührt.. herzliche Gastfreundschaft.. knistern der Einwegtischdecke.. mir wird alle fünf Minuten Kaffee angeboten.. als Geschenk gibts einen handsignierten Print.. es wird spät.. es war sehr schön, wieder dort zu sein.. trotzdem sind Lihua und ich sehr erleichtert, dass wir wieder in der Ubahn sitzen und zurück in die Stadt fahren können.. in unser eigenes Leben..

Get things work

Erste Woche vorbei, es bleiben noch sieben.. die Zeit rast.. Überall frische Erdbeeren am Straßenrand.. erste Fotorunden bei gutem Wetter.. super Material.. Es ist schwierig einen Zugang zu den Baustellen zu bekommen.. eine alte Dame lässt mich rein, Glück gehabt.. Besuch im Moganshan Art District.. Tolle Sachen zu sehen.. Lihua baut ein Haus für ihre Katze.. Noch ein bisschen Photoshopkram fertig machen: neue Bilder gibts auf der Stroke im Mai. Katzenausreise vorbereiten.. schön, alte Freunde wieder zu treffen.. Der Amtstierarzt ist immer noch ein Fleischer.. Impfungen, Mikrochip, Bluttest, ab jetzt heisst es abwarten. Alles in die Wege geleitet.. Ich werde bezüglich chinesischem Essen eines besseren belehrt, es geht auch in lecker.. der Regen kommt mir in die quere.. Abwarten und Tee trinken.. die Zeit nutzen, Bilder bearbeiten. Es zieht mich nach draussen. Die Luft ist schlechter geworden.. Hoffentlich hört der Regen bald auf.. warum ich nach Shanghai zurück gekommen bin, fragt Lee-Anne.. Es ist wie ein Unfall. man kann nicht weg sehen.

Flashback

Zwei Jahre später steige ich wieder in ein Flugzeug.. der Abschied fällt schwer, diesmal flieg ich mit Erwartungen.. Beim Schmatzen der chinesischen Sitznachbarn muss ich schmunzeln. Das bin ich schon gewohnt. Ich sitze direkt vor den Flugbegleiterinnen. Die Blonde fragt die Chinesische aus, wo man am besten in Shanghai gefälschte Klamotten kaufen kann.. Die Kopfhörer lassen sich ab einem gewissen Punkt nicht lauter drehen..  Mit Anna Kerenina über St. Petersburg.. gut geflogen, gut geschlafen.. Ankunft am Flughafen Pudong.. hier war ich schon ein paar mal.. ab in die Ubahn.. alles vertraut.. Telefonkarte am Straßenrand kaufen.. mir fallen wieder ein paar Brocken Chinesisch ein.. im Family Mart gibts immer noch diesen Orangensaft der erstaunlich nach Orangensaft schmeckt.. mit Stückchen drin.. was das wohl sein mag? Das Leitungswasser ist nicht vegetarisch.. klebrige Luft.. herzlicher Empfang.. als wäre ich nie weg gewesen.. kleine Katze, liebe Freunde.. Zeitverschiebung.. erste Orientierungsrunde.. so viel hat sich gar nicht verändert.. viele neue Baustellen.. mein Spielplatz für die nächsten Wochen.. Neue Bilder für neue Ausstellungen.. Am Wochenende kümmere ich mich um die Katzen.. erst mal ein paar Dinge organisieren.. schlechtes Essen.. telefonieren.. Shanghai ist mein zweites Zuhause. Wie konnte das bloß passieren..